Noch vor ein paar Monaten war an diesem Ort das 'Neni im Zweiten' - eine Niederlassung des 'Molcho'-Gastroimperiums. Wir waren hier und wenig begeistert.
Ob sich das mit dem Wechsel des Lokals ändern würde?
Nun... seit September ist im Designtower beim Sofitel am Donaukanal das 'El Gaucho' der Famile Grossauer. Man hat schon in Graz und in Baden bei Wien ein Lokal - jetzt wagt man den Sprung in die 'große Stadt'.
Allerorts liest man in diversen Gastroglossen nur Gutes vom neuen Fleischestempel... na, das möchten wir doch selber gerne einmal ausprobieren! Wo wir doch ziemliche Fleischtiger sind, speziell Hase II. Bei ihm geht ja nix über ein schönes Filetstück, medium rare und dazu ein paar Bratkartofferln und gegrillte Zucchini. Dafür ist er ja immer zu haben und ich muss sagen: Er kann das auch fantastisch zubereiten. Seine Steaks sind immer genau am Punkt (seines eben medium-rare, meines medium bis well done) und wir genießen diese Momente mit einem Glas guten Rotwein immer sehr.
Die Latte liegt also hoch, sozusagen und wir waren gespannt, was uns das 'El Gaucho' so bieten würde. Mit unserer Freundin Brigitte begaben wir uns an einem Samstag abend also in die große, weite Designwelt am Donaukanal, um unserer Fleischeslust zu fröhnen.
Wie wir es schon vom 'Neni' her kannten, betraten wir nach dem Austritt aus dem Aufzug die riesengroße Empfangshalle, die zu den diversen Designgeschäften Zutritt bietet. Riesig, kalt und sehr unwirtlich, doch das sollte sich ja bald ändern, hofften wir.
Nun, das Lokal wurde natürlich nach der Übernahme großzügig umgebaut... viel dunkles Holz, einige Schieferplatten und viel Glas dominieren den ersten Eindruck. Sehr modern, aber auch sehr laut - wir hatten das Gefühl, als wäre es jetzt enger als damals zu 'Neni's Zeiten.
Gleich beim Eingang war auch die Garderobe und eine junge Dame, die nach unserer Reservierung fragte. Nachdem wir unseren Namen nannten, suchte sie eine Weile, bis sie unsere Tischnummer fand - aber nach einem kurzen Blick in dessen Richtung resignierend dreinblickte. Was war passiert?
Nun, ein Kellner hatte zwei Vierertische einfach zu einem Achtertisch verwandelt und eine Gruppe dorthin platziert. Was für die Gruppe erfreulich, war für uns ein Ärgernis - denn wir mussten gute fünf Minuten am Eingang warten, bis etwas anderes organisiert wurde. Kein guter Einstieg.
Nachdem unsere Freundin Brigitte gekommen war, bestellten wir einmal unsere Getränke. Da Brigitte keinen Alkohol trinkt, wurde nach alkoholfreien Aperitivs gefragt. Der Kellner war damit
offensichtlich überfordert und antwortete darauf eher unbeholfen mit: "Wasser?" Naja - wir geben zu, dass wir das jetzt nicht persönlich nahmen, weil wir immer was Alkoholisches
zum Aperitiv nehmen, aber irgendwie war das schon ein bisserl flapsig.
Das Couvert wurde uns in Form von geschnittenem Weißbrot, Butter, Olivenöl, einem Frischkäse und kleinen Speckchips und diversen Salzen bzw. Chiliflocken kommentarlos auf den Tisch gestellt... Nun, es war unschwer zu erkennen, worum es sich dabei handelte. Aber einfach ohne weiteres Kommentar hinstellen? Naja.
Unsere Bestellung für diesen Abend lautete auf:
Der gegrillte, steirische Schafskäse mit dem Avocadosalat war geschmacklich sehr fein - es hat allerdings (nach meinem Geschmack - aber es war ja Brigitte's Vorspeise *g*) etwas Knuspriges gefehlt. Geröstete Kürbiskerne wären eine Möglichkeit gewesen.
Unser Beef Tatar 'Surf and Turf' war gut, aber meiner Meinung nach zu grob geschnitten. Es hat auch der gewisse 'Pepp' gefehlt... im 'Plachutta' oder auch bei uns zuhause kriegen wir das einfach besser hin. Auch im 'Mozart und Meisel' schmeckt mir das Beef Tatar besser. Waren es die fehlenden Kapern? Zuwenig Salz? Keine Ahnung.
Die gebackene 'Crab Cake' war fein und in Ordnung, doch mir wäre ein gutes Tatar lieber gewesen - dafür hätte ich auch gern das Beiwerk verzichtet.
Womit wir auch schon bei der Hauptspeise angelangt wären:
Mein Filetsteak wurde ja mit dem 'Pimp up' Gänseleber bestellt und das war ein Wagnis, ich weiß. Es ist schon länger her, als ich die letzte Gänseleber gegessen habe... ich glaube, es war im 'Steirereck am Pogusch' zum 40sten Geburtstag von Hase II (September 2012).
Und... - meine Wahl war ein Fehler.
Ich weiß nicht, ob es an der Zubereitung oder der Qualität der Leber lag, aber sie war einfach nicht nach meinem Geschmack. Zu weich, zu wenig Leber-Geschmack - nöö, das war nicht meins. Und vor allem: Ein wesentlich kleineres Stück hätte vollauf gereicht ('Pimp up') - mir war es auch zu viel.
Mein Fleisch war nur unwesentlich mehr "done" als Brigitte's oder das von Hase II (die beide Medium rare bestellt hatten). Wie man weiß, habe ich es gerne Medium bis well done, und das war mein Fleisch leider nicht. Leider ist das für mich ein 'Knock-Out' - Kriterium in einem Steakhaus...
Auch von der Zartheit ließ das argentinische Rind eher zu wünschen übrig... ich hatte da schon viel, viel besseres Fleisch.
Die Sauce Béarnaise war sehr fein - auch die Zuspeis' (gegrillte Artischocken und die French Fries) waren tadellos.
Alles in allem war die Hauptspeise aber enttäuschend für mich - wo ich doch zuhause schon mit viel, viel besserem Fleisch verwöhnt worden bin.
Brigitte bekam als Dessert den 'Schwarzwälder Kirschspitz' und war - leider - auch nicht wirklich begeistert: Es war nicht mehr und nicht weniger ein fertiges Vanilleeis im Schokospitz und das Kirschkompott fiel dadurch auf, dass leider Rest von Kirschkernen darin waren - ein klassischer Zähneausbeisser. Gottseidank noch früh genug ausgespuckt, konnten die harten Teilchens keinen gröberen Schaden anrichten.
Naja, was sollen wir nun als Fazit über das 'El Gaucho' subsummieren?
Nun... hochgelobt ist nicht immer Hochgenuß.
Grundsätzlich ist das kulinarische Erlebnis hier kein schlechtes... doch nur dann, wenn man nicht allzu hohe Ansprüche an Fleischesqualität hat und nicht anderswo bereits zart schmelzendes Rind genossen hat.
Auch nicht, dass die Qualität der Speisen hier unzureichend wäre, doch begeistert waren wir bestimmt nicht. Angefangen mit dem Service - konkret: dem Empfang - dann mit den Vorspeisen und nicht
zuletzt mit der Zartheit und dem Gargrad des Hauptgerichts.
Wollen wir wieder ein zartschmelzendes Filetsteak auf unseren Tellern, zaubern wir uns eines in unser eigenen Küche. Oder wir wagen einen Ausflug in hierfür geeignetes Lokal...
...ich denke nicht, dass es noch einmal das 'El Gaucho' sein wird.
EL GAUCHO GmbH
GF Michael Grossauer und Peter Kazianschütz
1020 Wien | Praterstr. 1
Tel/Fax: 01/2121210
E-Mail: beef(at)elgaucho.at
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