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Weinwanderwochenende

Da der Wetterbericht für dieses Wochenende herrlichstes Herbstwetter voraussagte, war es für uns ganz klar, dass wir die Gelegenheit nutzen und zu einem Wanderwochenende aufbrechen wollten. Unser Ziel war die Südsteiermark. Da die Auswahl an Campingplätzen in der Gegend eher gering ist, hatte Hase1 die Idee, die "Schau-aufs-Land"-App zu Rate zu ziehen. Und flugs war auch schon ein Platzerl gebucht.

 

Diese App bringt auf einer Plattform Bauern, Weingüter und andere Produzenten/Betriebe mit Campern zusammen. Wer ein Platzerl für ein Wohnmobil anbieten kann, kann das auf dieser App tun. Idealerweise gibt es auch Strom und Zugang zu Sanitäranlagen, ist aber kein Muss. Als Gegenleistung für diesen Standplatz kauft man dafür im hofeigenen Laden ein oder hinterlässt ein kleines Trinkgeld. Manche verlangen für Strom/Wasser einen kleinen Obulus. Aber der Standplatz selbst ist in der Regel kostenlos. Für die App bezahlt man eine jährliche Gebühr. So kann man als Camper recht schöne Orte finden und das eigene Geldbörserl schonen. Das ist aber für uns eher weniger vordergründig. Wir suchen ja immer wieder neue, spannende, Plätze. Und diesen haben wir auch gefunden.


Bio-Weingut der familie ploder-rosenberg

Die Familie Ploder-Rosenberg betreibt hier ein idyllisch gelegenes Weingut in St. Peter am Ottersbach im steirischen Vulkanland. Ich hätte diese Gegend zuerst nicht als Weingegend eingeordnet, wurde aber eines Besseren belehrt. Hier werden Bio-Weine abseits sonst üblicher Kellermeister-Traditionen hergestellt. So darf die Meische in im Boden versenkten Terracotta-Töpfen vor sich hin schäumen. Ganz natürlich und vor allem in Bio-Qualität. Mitunter haben diese sogenannten Orange-Weine ja einen etwas eigenen Ruf, schmecken diese doch eher nach fermentierter Limo als nach Wein. Auch diese Sorte gibt es hier. Was uns aber doch erstaunt hat ist die Qualität und vor allem der Geschmack der anderen Bio-Weine. Wir haben bei unserer Ankunft natürlich gleich einmal ein bisschen verkostet und eingekauft. Eines muss man gleich vorweg sagen: Gefällig sind diese Weine nicht. Sie bieten ein interessantes Geschmackserlebnis – herb und dennoch fruchtig, leicht und dennoch mit einem langen Abgang. Ein bisschen ruppig, aber das macht sie auch irgendwie sehr charmant. Wir haben entschieden, dass diese Weine am besten im Liegestuhl beim Sonnenuntergang genossen werden sollten. Ein Trinkgenuss für besondere Momente. Als Weinbegleitung zum Essen bleiben wir aber dann doch lieber bei unseren Klassikern ;-)


Unser Platzerl

Empfangen wurden wir sehr freundlich und herzlich von der Schwiegertocher der Familie. Wir durften uns gleich neben dem Schuppen hinstellen und bekamen Strom. Auch Wasser wurde gleich aufgefüllt. Die WCs befinden sich beim Eingang der Produktionshalle und sind 24h zugänglich. Die Dusche liegt im Mitarbeiter-Trakt - ein Aufenthaltsraum/Küche in der Produktionshalle mit kleinem Bad daneben. Prinzipiell ok, aber kein Highlight. Aber das sucht man bei dieser Art von Camping ja auch nicht. Auf jeden Fall erwähnenswert ist, dass man hier Duschmöglichkeiten hat, sofern man nicht im WoMo duschen möchte/kann.

 

Unser Stellplatz war etwas uneben und für die Größe unseres WoMos war es etwas beengt. Der Ausblick auf den Weinberg war zwar sehr nett, aber es lag auch komplett im Schatten. Um nur dort zu schlafen ist das auf jeden Fall ausreichend. Aber beim Campen will man auch mal gemütlich vorn draußen sitzen und in die Landschaft starren. Und das hat uns hier ein bisschen gefehlt. Andere Camper hatten es da besser … die konnten mit ihrem wesentlich kleineren Campingbus direkt im Weingarten zwischen den Weinstöcken parken und vom Hügel runter in die die Weinberge blicken. Sehr schön das …

 

Nach unserer Verkostung ging es erstmal mit Tina und Ike zu einer großen Erkundungsrunde in den angrenzenden Wald. Danach gab es Nudeln im Marcello (draußen war es dann zum Sitzen doch schon zu kalt) und einen erstaunlich guten Film, der uns lange in Erinnerung bleiben wird: Die Schneiderin ("The Dressmaker") mit Kate Winslet – ein außergewöhnlicher Film über einen Rachefeldzug mit emotionalem Tiefgang – Kino pur!


Die familie ploder-rosenberg

Man merkt hier gleich, wenn man ankommt: Diese Familie ist ein bisschen anders … hier wird quergedacht, hier werden Grenzen gesprengt. Man will nicht gefällig sein und sich anpassen, sondern man geht hier - sehr erfolgreich - seinen eigenen Weg. Und das spürt man hier an jeder Ecke. Schon bei der Begrüßung wird einem lange und direkt in die Augen geblickt. Fast so, als würde man überprüfen wollen, ob man diesem Blick "standhalten" kann. Das war einerseits irgendwie irritierend, andererseits aber wieder sehr sympathisch. Weil ehrlich und unverblümt. Genauso kommt die Philosophie der Familie daher. Das sieht man am eigenwilligen Baustil ebenso wie beim Geschmack der Weine. Und man muss sagen, es passt einfach alles zusammen. Uns hat es hier sehr gefallen. Trotzdem haben wir beschlossen, uns am nächsten morgen wieder aufzumachen, nach Leibnitz, um dort eine schöne Wanderung zu machen. Auch dort gibt es einen ganz netten Stellplatz. Und den wollten wir auch noch sehen!


unser fazit:

Ein sehr eigenwilliges Weingut in schöner Lage, außergewöhnliche Weine und eine bemerkenswerte Familie – wer hierher kommt, findet sich von einer ganz eigenen Atmosphäre und Philosophie umgeben. Sehr herzlich und freundlich. Die 3 Stellplätze sind je nach Lage von super bis ok, Strom & Wasser sind vor Ort, 24h Zugang zu WC und Dusche. Kein Luxus, aber den braucht es hier auch nicht. Empfehlung!

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