Besuch bei 'Carla'.

Eigentlich geht's ja um einen Schlafsack, einen Doppelschlafsack um präziser zu sein.

Seit einiger Zeit liegt er gut verpackt in unserer Camping-Kiste und gestern hatte ich beim morgendlichen Kaffee (und nach dem stündlichen Wetterbericht) eine blendende wie naheliegende Idee:
Genau diesen Schlafsack können wohl andere aus aktuellem Anlass viel besser brauchen als wir zwei verwöhnte Camping-Hasen. Die eh eine zentralbeheizte und doppelbödige (also fusswarme) mobile Behausung genießen können... ;-)

Also!

Aus der Palette fischen und ab zu Carla!

Ich muss ja dazusagen:

Schon seit letztem Jahr spiele ich mit dem Gedanken, mal ordentlich dort was abzugeben und nicht nur in die "Humana"-Boxen zu schmeissen.

Diesmal hab ich's zeitlich auch geschafft - und außerdem: Meine Neugier wurde gestillt. Warum das?
Nun... weil auf dem derzeitigen Gelände der Caritas in der Steinheilgasse im einundzwanzigsten Bezirk früher eine grooooße Fabrik stand.

Und mit dieser Fabrik sind einige meiner Kindheitserinnerungen verbunden.

Wie das geht?

Nun.

An der Adresse "Steinheilgasse 3" hatten früher die "HERMES WERKE Leopold Herrmann" ihren Standort.

Vorne, bei der Werkseinfahrt steht noch immer das Personalwohnhaus für die Mitarbeiter. Daneben war immer eine große Wiese und eine Schafsherde. Mir hat meine Mutter einmal erzählt, dass der Eigentümer hier seine Schafe züchtete. Das war immer voll aufregend, wenn ich als kleiner Knirps zum Ausliefern mitgefahren bin.

Ausliefern?
Jawoll. Unsere Firma hat nämlich über Jahrzehnte hinweg alle möglichen technischen Federn an die "HERMES WERKE" geliefert. Sei es für die Durchlauferhitzer oder für das Ventil des Schnellkochtopfs. Alle "made by SALOMON" :-)

Und so kann ich mich erinnern, als wär's gestern gewesen, wie ich dort mit meiner Mutter oder auch mit dem Herrn Papa die Kartons voller Federn aus dem Kombi gehoben und zum Wareneingang hingebracht hab. Stolz wie Oskar.

Schon lustig, wie manche Dinge im Hirn klebenbleiben.

Vielleicht war's wegen der Schafe?

Das Werksgebäude kam mir gleich vertraut vor, vor allem der Mittelteil links mit dem leicht giebelförmigen Dach. Alles war *zack* *zack* wieder da, drinnen in meinem Kopf - aus meiner Erinnerung raus.

Dem freundlichen jungen Burschen gleich mal unseren Schlafsack in die Hand gedrückt (und ich bin sicher, der liegt nicht lange im Lager herum! :-)) und dann bin ich reingegangen, in die heiligen Hallen der ehemaligen "HERMES-Werke".

Nota bene:
Meine Eltern durften damals ja nie und nimmer in die Fertigung hinein, das war alles ein riiiiiiesen Geheimnis. Und ich natürlich auch nicht, als kleiner Knirps. Aber jetzt hatte ich die Gelegenheit dazu. Insofern hatte ich gestern eine diebische Freude, nach all den Jaaaaahren fröhlich reinzuspazieren, wo früher immer so ein Riesengeheimnis gemacht wurde.

Spannend war die Frage: Inwieweit hat die Caritas hier umgebaut?

Kann man das alte Fabriksflair noch erschnuppern?

Ja, man konnte.

Die alten Stahlträger, die gebogenen Beton-Deckenbinder... alles lag offen da und ich war echt begeistert.

Ein wirklich gut erhaltenes Stück Wiener Industrie-Architektur.

Für mich war das wie ein Besuch im Museum.

Abgesehen von der Architektur war ich schon auch sehr angetan von der Größe der Verkaufsfläche und von der vielen unterschiedlichen Dinge, die man hier kaufen konnte. Von Kleidung, Möbelstücken, Uhren bis hin zu Musikinstrumenten ;-)

Mandoline (und Quetschn) haben wir schon zhaus, also wieder nix mit einem Überraschungsgeschenk für den Hasen! *lol*

Wirklich toll macht das die Caritas hier.

Und auch wenn man jetzt nicht unbedingt aus finanziellen Gründen hier herkommen (muss)... wenn man was Bestimmtes a la "Bares für Rares" sucht, findet man hier sicher was. Wenn es auch keine hochpreisige Antiquität ist, natürlich. :-)

Für mich war's ein geniales "Feel-good"-Erlebnis in zweierlei Hinsicht.

Hoffentlich kriegt jemand den Schlafsack bald, is ja huschi draußen ;-)