Český Krumlov - oder Krumau, wie alle
Nichttschechen sagen - ist eigentlich eine Ausnahme für uns. Tschechien, Ungarn, Slowakei... das sind ja nicht unsere bevorzugten Reiseziele. Aber diese pittoreske Gemeine in Südböhmen ist schon
was ganz besondres, ein paar Freunde waren schon dort und hoch begeistert von diesem UNESCO Weltkulturerbe.
Dieses Jahr ist sich's endlich einmal ausgegangen - und es haben ein paar Faktoren gut zusammengespielt. Die Sara spielte dort auf Ihrer Bratsche und besorgte uns Eintrittskarten - das Wetter war
spätsommerkaiserlich und auch Sabine und Manfred haben sich als extra Burzltags-Überraschung angekündigt (natürlich voooooll geheim und zur perfekten Überraschung für den Zweierhasen *g*)... also
war die Inszenierung in meinem Kopf wunderbar und stimmig. Da schnappte ich mein Burzltagskind samt Mäusen und wir machten uns ein schönes Wochenende. :-)
Was für ein tolles Bühnenbild!
Nicht umsonst flötet man in höchsten Tönen von Krumau - es ist schon beim Ankommen so, als würde man die Kulissen einer mittelalterlichen Bühne betreten:
Die Moldau schlingt sich um dieses Dörfchen, die Häuser sind wunderschön renoviert und man flaniert die ganze Zeit über auf Kopfsteinpflaster.
Groß genug, daß man zwei Tage wunderbar herumspazieren kann - und klein genug, daß man auch alles in Ruhe genießen kann.
Das "Güldene Zimmer" - unsere Herberge für zwei Tage.
Bei den Vorbereitungsarbeiten war eines zu berücksichtigen: Hotel mit Hundefreundlichkeit.
Die Mäuse sollten während des Barockkonzerts ja auch ein paar Stunden allein bleiben können - und ich wurde fündig.
Das Hotel "Arcadie" hatte ein etwas abseits gelegenes Zimmer - mit herrlichem Blick auf das Schloss und... mit barocker Anmutung :-)
Die Besitzerin hat offenbar ein Faible für Gold: Wo es möglich war, gab es Glitzi-Glitzi. Sehr lustig. Vor allem aber hatte das Zimmer eines: Ein riesengroßes, suuuuper bequemes Bett. Es geht ja nix über xunden Schlaf - wir sind ja keine zwanzig mehr und brauchen nach der ganzen Hatscherei untertags *g* eine ausgiebige Relaxation.
Und die Mäuse brauchen a gscheits Sofa zum Kuscheln. :-)
Das Schloss.
Wunderschön, das alles:
Aus einer Burg im Jahre 1240 entstanden, ist das Schloss Cesky Krumlov perfekt renoviert und die zweitgrößte Schlossanlage in Tschechien (nach der Prager Burg).
Dort finden auch jedes Jahr die Barock-Oper-Festspiele statt, ein Erlebnis der besondren Art.
Alles an Bühnentechnik ist noch original erhalten - da werden Kurbeln gedreht um blaue Seidentücher als Fluss erscheinen zu lassen. Da stehen die Bühnenarbeiter oben am Holzgebälk und verschieben die Kulissenbilder - und schon ist es einmal fetzblauer Himmel und gleich darauf Deckenfresko des Schlosses.
Da kommen aus dem Holzboden Bühnenrequsiten hochgefahren, wo vorher noch der junge Cesar sein Tenor-Liedchen geträllert hat.
Fantastisch!
Es war ein echt wunderbarer Abend - wenngleich die ganze Zeit über mit Maske, denn hier in diesem kleinen Theater ist der Babyelefant organisatorisch unmöglich.
Vielen, vielen Dank an die Sara für die beiden Tickets, die sie uns geschenkt hat! Ein unvergessliches Erlebnis.
Und die Mäuse?
Die hatten einen feinen Abend im "Güldenen Zimmer" - alles gut. Kein Gebell (soweit wir wissen *g*).
Den einen oder anderen leicht vorwurfsvollen Blick gab es dann doch.
Oder war es das schlechte Gewissen, weil Sofa eigentlich tabu? :-)
The next day: Sightseeing galore.
Nachdem die Mäuse geduldig am Zimmer gewartet hatten (während wir frühstücken waren) ging es für sie (und uns) einmal auf einen ausgiebigen Spaziergang in den nahegelegenen Park. Das Wetter war uns hold - einfach herrlich.
Das Museum "Fotostudio Josef Seidel".
Fast hätten wir's verpaßt:
Am Hintereingang war die Türe verschlossen - und wir wären beinah schon in der anderen Richtung weitermarschiert.
Doch dann sahen wir doch noch den Vordereingang und durften etwas wirklich Wunderbares erleben.
Josef Seidel ist sowas wie ein "local hero" hier in Südböhmen.
Er war einer der bekanntesten Fotografen Mitte bis Ende des 19ten Jahrhunderts und hatte hier sein Atelier aufgebaut.
Das war dermaßen erhaltenswert, dass man sich vor ein paar Jahren seitens der Gemeinde entschloß, alles originalgetreu zu renovieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Und was für ein fantastisches Erlebnis das war!
So richtig eintauchen konnte man in sein Leben, in die Welt der Fotografie (als sie noch ein wirkliches Handwerk war) und auch in die sozialen Verhältnisse, die zwischen 1860 und 1930 herrschten. Wahrlich einer der Höhepunkte an diesem Wochenende...
Und die Mäuse?
Das Beste überhaupt: Wir durften sie mitnehmen!!
Nachdem wir die einzigen Besucher waren (!), ließ sich die Kassenfrau nach eingehender Mäuse-Inspektion vorher davon überzeugen, dass wir zwei äußerst museumstaugliche Hundserln dabei haben.
Und so hatten wir vier das Haus für uns ganz allein.
Schlecht? :-)
Sooo genial.
Und völlig stressfrei.
Während die beiden alles hier völlig stoisch über sich ergehen ließen, waren wir zwei absolut begeistert.
Es war wie eine Zeitreise in die letzten beiden Jahrhunderte. Ganz großes Kino.
Und als wir schon geglaubt hatten, alles gesehn zu haben - ging die Türe mit Nummer 13 auf.
Dahinter verbarg sich die Treppe in den Dachboden. Und zu den gesammelten Schätzen des Josef Seidel.
Hier wurden die tausenden Bilder des Fotografenmeisters gelagert - fein säuberlich beschriftet und zwischen Glasplatten archiviert.
Wow!
und plötzlich: GRANDE SÜRPRIIIISE!!!
Wir meandern nach dem Museumsbesuch gerade eindrucksdurchströmt durch die Altstadt, suchen uns einen feinen Sonnenplatz am Hauptplatz aus - und plötzlich: Umarmung von hinten, groooße Freude! Sabine und Manfred sind extra nach Krumlov gekommen, um meinem Burzltagshasen die Aufwartung zu machen!
Er hat wirklich nix geahnt, die geheimen Vorbereitungen sind perfekt abgelaufen und das Geschenk ist punktgenau gelandet. ;-)
Wir verbrachten den restlichen Samstag dann natürlich gemeinsam - und es war wunderbar.
Ich hatte sogar ein Deja vu... mit einem Bären.
Einem Honig-Bären, genauergesagt! :-)
Meine Großeltern - genauer gesagt die Familie meines Opas - sind ja waschechte Böhmen.
Und ich war als Kind öfter mit ihnen in Tschechien, die Erinnerungen daran sind aber völlig verwaschen.
An etwas erinnere ich mich aber ganz genau.
An den Honigbären, den ich immer bekam von dort.
Und genau den hatte die Sabine zu ihrem Tee serviert bekommen und ich war in-der-Sekunde entzückt!
Es sind halt die Kleinigkeiten im Leben, die einem eine wirkliche Freude machen können :-)
Apropos Großeltern:
Am Sonntag danach erzählten mir meine Eltern beim gemeinsamen Geburtstags-Abendessen, dass meine Großeltern ein Haus besessen haben. Und das Beste daran: Es war genau in Cesky Krumlov! Gibt's
denn sowas??
Es ging dann aber an die Tante meines Opas - Eigentumsnachforschung also sinnlos. *LOL*
Essen in Tschechien.
Am Abend gingen wir sechs dann gaaaanz original abendessen... und ich muss sagen: Die "Lean Cuisine" ist es ned, in Tschechien. *g*
Fleischlastig, aussebochn, zuckerschockig.
Aber guuuuat! :-)
Am Sonntag wurde noch kommod gefrühstückt, dann der letzte Spaziergang durch die Stadt unternommen.
Die Gesellschaft von Sabine und Manfred haben wir dabei sehr genossen - es war eine wunderbare Zeit mit den beiden. :-)
Ah ja... booterlfahren kann man auch auf der Moldau, sehr nett.
Unser Fazit:
Cesky Krumlov war definitiv die Reise wert.
Für ein schönes Wochenende, für eine kleine Zeitreise.
Und super gelungen ist sie, die Überraschung - und das ist ja auch wichtig. :-)
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Hase II (Samstag, 26 September 2020 18:24)
So vü scheeeene Büdln! ;-) Es war wirklich ein Traum. Danke mein Hase ;-)))) Es war ein ganz besonders erlebnisreiches Wochenende!
Lilli Wohlmann (Donnerstag, 25 April 2024 18:15)
Superschöne Beschreibung, super wertvolle Tipps, danke! Wir werden es uns gut gehen lassen dort und hin und wieder mal auf eure Seite schauen!
Wolfi (Donnerstag, 25 April 2024 18:22)
Vielen lieben Dank, Lilli! ❤️