Für Tag 6 habe ich mir für den Zweierhasen eine große Überraschung ausgedacht. 😎
Bei unsren Campingurlauben ist meistens ein „Luxus/SPA/Wellness/Gourmet-Tag“ dabei - und diesmal hab ich mir was Feines aus dem Sarntal rausgesucht - das Hotel „Bad Schörgau“.
Und ich muss sagen... es war ein absoluter Volltreffer. 💪😁👍👍
Der Zweierhase war derart begeistert, dass er drauf bestanden hat, den Blogeintrag zu tippseln.
Voilá - hier isser. 😁
Hase_II schreibt: Der Einser-Hase ist immer für eine Überraschung gut und so war es auch in diesem Urlaub. Ein bestimmtes Ziel auf unserer Reise war nicht im Routenplan angeführt. Was bedeutet, dass ich nicht wissen darf, was mich erwartet. Schon um 10 Uhr waren wir ausgecheckt und reisefertig. Die Route führte uns zuerst nach Bozen und dann weiter ins idyllische Sarntal. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichten wir das Örtchen Sarnthein bzw. das Hotel Bad Schörgau. Hier entdeckte man schon im Jahre 1624 eine Heil-Quelle und diese legte den Grundstein für das damalige Bauernbadl. Dieser Tradition verbunden wird das Hotel auch heute noch geführt, natürlich auf einem ganz anderen Niveau und mit modernsten Technologien kombiniert. Wohl kann man sich hier immer noch in ein traditionelles Heubad legen oder in eine der urigen Holzwannen. Allerdings findet sich hier in diesem Silhouette-Gourmet SPA noch ganz andere Technik: z.B. ein japanisches Detox-Modul, genannt Iyashi Dome. Oder die Nuvola-Wanne, ein Float System, bei dem man sich schwerelos wie ein Fötus im Uterus fühlt. Massagewannen und Fußbäder mit ausgeklügeltster Technik, die den Körper entschlacken und entsäuern helfen, kommen hinzu, denn Detox und Entschlackung bilden den Kern des Wellnessangebots.
Der Hase hat vorab schon alles gecheckt: Wir dürfen ins Day-Spa inkl. Wellnessbehandlung. Der Marcello wird im Schatten eines riesigen Kastanienbaums abgestellt, wir bekommen Strom für die Klimaanlage und können nach ein kleiner Wanderrunde die Mäuse unbesorgt im WoMo zurücklassen, während wir uns im wohlig warmen Pool entspannen, uns eine Massage im Whirlpool gönnen und uns zwischen den vielen Massageangeboten entscheiden müssen. Ich nehme das Floatsystem und werde dafür zuerst mit reichlich Matsch eingeschmiert, in Plastikfolie gehüllt und dann mit schweren Matten zugedeckt. Die Liegefläche unter mir senkt sich und ich tauche in ein warmes Wasserbad ein, das mich quasi schweben lässt und von unten mit gluckernden Sprudelmassagen sogleich in einen Dämmerschlaf einlullt. 30 Minuten später wache ich schweißgebadet und mindestens 1 Kilo leichter wieder auf und steige nach einer Dusche um in die Massagewanne, die mich weitere 30 Minuten sprühstrahlt. Danach bin ich ziemlich fertig und muss zum Ausrasten in den Pool. Der Hase_I entscheidet sich für den Iyashi Dome. Eine Carbonröhre, entwickelt nach Nagasaki, die mit Unterdruck und Infrarot die Körperflüssigkeiten zum Köcheln bringt. Das soll Giftstoffe und Schlacke aus dem Körper ziehen. Der Hase schwitzt dabei ziemlich und ist froh, dass nach 30 Minuten eine klassische Teilkörper-Massage ansteht. Danach genießen wir den Spa Bereich, den wir fast für uns alleine haben. Nach gut 4 Stunden Pritschelei dann die nächste Überraschung: Wir bleiben zum Abendmenü im Restaurant, dass immerhin mit 3 Gault Millau Hauben dekoriert ist.
Da hat sich der Hase nämlich etwas seeeeehr Spezielles ausgedacht. Das Team um Chefkoch Mattia Baroni und dem Hausherrn Gregor Wenter hat hier nämlich ein ganz neues Gastro-Konzept auf die Beine gestellt. Weg von der Gourmet-Küche, die großteils auf das Wohlwollen diverser Restaurant-Guides ausgerichtet ist, hin zu einem neuen Ess-Erlebnis. Unter dem Titel „Lafuga“ vereint sich hier allerhöchste Kochkunst mit viel traditionellem Wissen auf kulinarisch allerhöchstem Niveau – und das alles mit dem Anspruch auf Nachhaltigkeit. Lafuga steht für LAboratory for FUture GAstronomy. Nicht nur das Spa ist auf Detox und Entschlackung ausgerichtet. Auch die Küche rückt die Themen Bekömmlichkeit, Leichtigkeit und Genuss in den Mittelpunkt. Ein wesentlicher Teil davon bilden diverse Fermentationstechniken, dank derer der Körper die aufgenommene Nahrung besser verdauen und verwerten kann. 17 Gänge stehen uns bevor und nachher sollen wir uns sogar noch besser als vorher fühlen. Wir sind gespannt.
Punkt 19 Uhr geht es los. Gemeinsam mit 4 weiteren Gästen werden wir zunächst in den Vorgarten geführt. Hier stellt sich der Hausherr nicht nur sich selbst sondern auch das Konzept von Lafuga vor. Bei selbstgemachtem Kombucha und knusprigen Chips aus „Abfällen“ von Sojabohnen und mit luftigem „Frischkäse“. Das Konzept „Nose to Tail“ wird hier auch auf pflanzliche Ingredienzien angewendet: nichts wird weggeworfen, alles kann weiter verwertet werden. Ob gepresst, getrocknet, fermentiert oder anderweitig durch Kochkunst veredelt, hier lebt man Nachhaltigkeit und Kulinarik, um dem Gast ein durch und durch faszinierendes Geschmackserlebnis bieten zu können.
Danach knabbern wir an Sukkulenten-Blättern im Gurkensaft, die überraschend erfrischend schmecken. Die leichten Bitterstoffe werden durch den Kombucha aufgefangen. Eine tolle Kombi. Danach verkosten wir Speck und Schinkenspeck, der nur durch die richtige Trocknung bzw. Lagerung gereift herrlich salzig und bekömmlich schmeckt. Ganz ohne Kräuter, Salz oder Lake bzw. ohne Räuchern kann man also auch Speck machen. Sehr faszinierend.
Weiter geht es in den Kräutergarten. Hier werden frische Kräuter gezupft und über ein Ravioli, gefüllt mit Melanzanicreme, in einer Ratatouille-Sauce gestreut. Herrliche Kräuteraromen vermischen sich hier mit dem feinen Paprika-Geschmack. Dazu gibt es frisches Quellwasser aus der Ursprungsquelle von Bad Schörgau. Zeitgleich wird auch die Aussicht auf das erste Glas Wein gestellt. Das freut uns ... so ganz Detox ohne Alkohol wollten wir ein Abendessen auf diesem Niveau nicht machen!
Nach dem Kräutergarten geht’s weiter unter den Kastanienbaum. Hier erklärt Mattia den nächsten Gang. Er ist die ganze Zeit anwesend und wird mit reichlich Fragen rund um die Küche und das Konzept eingedeckt. Geduldig und mit viel Charme und Leidenschaft werden wir über alles aufgeklärt. Der nächste Gang ist ein Potpourri aus Blüten und Kräutern, verfeinert mit einer fermentierten Rosenmarinade, die als Salatdressing alles zu einem Gesamtkunstwerk vereint. Danach gibt schwarzen, fermentierten Knoblauch, der optisch zu einem Ahornblatt verwandelt wurde, darin eine Creme aus Kräutersaitlingen. Den Kick gibt eine Essenz aus fermentierten Steinpilzen, die wie ein Parfum darüber zerstäubt wird. Unglaublich, was man mit Kochkunst aus einem geschmacklich eher faden Kräutersaitling zaubern kann. Dazu gab es einen tschechischen Jungwein, quasi reinste Natur. Ein bissi trüb, mit Bitterstoffen, aber herrlich säuerlich und passt perfekt zu den Speisen.
Bis hierher durften wir noch Fotos von den Speisen machen. Ab jetzt geht es direkt in die Küche an den großen Tisch, von wo aus wir der Mannschaft beim Arbeiten zusehen können. Wir werden gebeten, keine Fotos mehr zu machen. Der Fokus soll auf dem Essen und der Weinauswahl liegen. Und das finden wir auch gut!
Wir bekommen in einer Keramikschale eine Suppe aus Wurzelgemüse. Ohne Zugabe von Salz oder anderen Kräutern. Warum die Suppe dennoch g’schmackig und salzig schmeckt? Weil sie fermentiert wurde. Dazu gibt es Tortellini gefüllt mit dem fermentierten Kraut vom Suppengemüse. Danach ein Risotto mit Safran. Knusprig gebacken als Torteneck. Das, was sonst das Risotto so cremig macht, wird als Sauce extra darüber geträufelt. Geschmäcker und Konsistenzen vereinen sich hier auf sehr vielschichtige Weise. Dazu gibt es Wein aus der Gegend: Der Winzer sitzt sogar am Tisch und sogleich ergeben sich angeregte Gespräche. Dass der Wein im Doppler serviert wird, tut seiner Qualität keinen Abbruch. Im Gegenteil: Ein junger, wilder Wein, nicht geschwefelt, ohne Sulfate. Vollmundig und mit schöner Säure, leicht zitronig und der perfekte Begleiter zu den Speisen. Leider als limitierte Edition nicht zu kaufen. Aber wir haben die Adresse des Winzers und werden versuchen, ein paar Flaschen davon nach Wien zu bekommen.
Ebenfalls am Tisch sitzt Fosca, eine Food-Journalistin, die für div. Portale schreibt und unbedingt unsere Meinung über all das wissen will. Mit jedem Glas Wein wird die Runde geselliger und enthusiastischer.
Währenddessen räuchert Mattia und einer Glasglocke Stücke vom Aal. Durch eine spezielle Garmethode ist das Fett vom Aal quasi zeronnen, die Haut wird als geröstetes Pulver um gekochte Kartoffel gestreut. Ein Scheibchen davon bekommen wir nun auf einem Teller zusammen mit dem Aal. Ungewöhnlich, wie leicht und bekömmlich dieser Fisch schmecken kann. Uns braucht niemand mehr mit der Schillerlocke kommen!
Weiter geht’s mit einem, mit Kardamom gewürzten und gebackenem, Kalbsbries auf fermentiertem Karottenkraut. Ein neuer Wein, ebenfalls im Doppler, wird dazu kredenzt. Ein bisschen herber, grüner, aber jedenfalls genau zum Gericht passend. Der nächste Gang erinnert optisch an Reiswaffeln. Aber dahinter verbergen sich klein gehackte, fermentierte Pilze, die umhüllt von weißem Schimmel und in der Konsistenz einem Camembert ähnlich mit frischen Waldkleeblättern serviert werden. Als Zwischengang wird ein Latschenkiefer-Negroni bereicht. Fantastisch.
Danach gibt es dicke Spaghetti in einer fermentierten Buttermilchsauce. Zum Auftunken der restlichen Sauce wird ein, mit Miso als Sauerteigbasis, frisch gebackenes Brot serviert. Geschmortes Schaf auf roten Waldfrüchten folgt als nächstes, bevor Gurke und Kohlrabi mit Minzgeschmack anstehen. Den Abschluss dieses Akts machen Taubenhaxerln, dry-aged und vor unseren Augen geräuchert, die wir gierig vom Knochen nagen. Spätestens jetzt haben wir auch ein bisschen Showküche erlebt. Dazu bekommen wir einen wahrhaft fantastischen Wein aus Armenien. Der erste Eindruck: Barrique ausgebaute Cuvée. Nix da! Ein komplexer und vollmundiger Rotwein, ganz ohne Schischi. Unglaublich. Dann, zum Neutralisieren, gibt es ein geeistes Latschenkiefernjoghurt. Natürlich ebenfalls fermentiert.
Während wir die ganze Zeit in der Küche saßen, wurde Milch im Sous-Vide Garer erhitzt und zu einem Frischkäse zubereitet. Die bekommen wir nun mit Johannisbeeren als Dessert serviert. Danach geht’s zum Abschluss in die Lobby. Fermentierter Grüner Kaffe wird als Tee aufgebrüht, zu dem wir eine Waffel mit Schokocreme gereicht bekommen. Verfeinert wurde die Schokocreme mit Umami. Jener faszinierenden neuen Geschmacks-Variante, die als „fleischig“ die landläufig bekannten Geschmäcker salzig, sauer, süß und bitter auf unserer Zunge ergänzen. Umami bringt jede einzelne Geschmacksrichtung auf faszinierende Art und Weise neu zur Geltung. Wir werden darüber aufgeklärt, dass durch diesen Geschmack (den man z.B. in Miso und auch in vielen Fermentationsprozessen entstehenden Formen) sich alle anderen Wahrnehmungen auf der Zunge noch mehr intensivieren lassen. Und dass Umami es dem Hirn und damit der gesamten Verdauung erleichtert, Nahrung besser aufzuspalten und zu verwerten. Gäste, die z.B. an Laktoseintoleranz leiden, können nach wenigen Tagen und dem Verzehr von fermentierten Lebensmitteln hier plötzlich problemlos Milch trinken. Sehr spannend das alles ist!
Wir genießen noch zum Abschluss einen sehr feinen Cognac und sind völlig geplättet von den vielen Eindrücken, Geschmäckern, Gesprächen, Erfahrungen. Noch nie haben wir so eine Art der Küche erleben dürfen und es war ein einziges Fest. Nicht einmal das heftige Hagelunwetter, das es uns verunmöglichte, zurück zum Marcello und den Mäusen zu kommen, kann uns da die Euphorie trüben. Nach wenigen Minuten ist alles überstanden, die Mäuse und der Marcello gottseidank unbeschadet und wir völlig fertig. Was für ein tolles Erlebnis. Absolute Empfehlung! Lafuga – im Hotel Bad Schörgau!
Kommentar schreiben