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Annettes zweites Konzert im Konzerthaus 2019 findet im Rahmen des Festivals Wien.Modern statt. Pierluigi Billones Kompositionsauftrag feiert heute seine Premiere und das Ensemble Phace sowie die Sängerinnen Annette Schönmüller und Anna Clare Hauf werden dieses Werk zum Leben erwecken. Was uns erwartet? Zeitgenössische Musik. Die Ankündigungen Annettes, dass diese Aufführung selbst für Liebhaber zeitgenössischer Musik herausfordernd werden könnte, haben den Einserhasen kalt erwischt. Er beschließt, den Abend doch anders zu gestalten und so pilgere ich alleine ins Konzerthaus.

 

 

 

Nach einer kleinen Nervenstärkung geht es in den Mozartsaal. Der ist halb gefüllt, die Zuhörer gespannt. Ich verfolge das Werk mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Faszination. Ich kann es weder als Musik noch als Gesang bezeichnen. Und ich kann es auch nicht mit schön oder nicht-schön betiteln. Das sind irgendwie Kategorien, die dem nicht gerecht werden. Die Musiker erzeugen Klänge und Geräusche. Es entsteht ein Atmosphäre, in der man nicht versucht, eine Melodie zu hören, sondern in der man von den Geräuschen mitgerissen wird. Man kann es sich vielleicht so vorstellen: Ein Sternenzerstörer aus dem Starwars-Universum schwebt über einem. Es knirscht, knarrt, klopft. Metallisches Vibrieren, grollendes Dröhnen, Zerren, Ziehen, so als würden tonnenschwere Schleusen geöffnet. Das ganze halt aber ohne der sonst üblichen, dramatischen Filmmusik, die einem in solchen Fällen eine Idee davon gibt, ob die Szene bedrohlich, hoffnungsfroh und verzweifelt ist. Man ist alleine auf die Klänge reduziert, die die Musiker mit Saxfon, Posaune, elektr. Gitarre, Klavier, Trommeln, Cello und Bass zu erzeugen vermögen. Dazwischen wird geatmet, geschnauft.

 

Wer wissen möchte, wie das klingt, kann hier reinschauen:

 

https://phace.at/project/face-dia-de/

 

 

 

Man muss sich schon mehr damit beschäftigen, um zeitgenössische Musik als solches zu verstehen. Für mich ist das Faszinierende daran, dass jeder Ton, jedes Geräusch notiert ist. Es mag so klingen, als würden die Musiker einfach irgendwas auf ihren Instrumenten machen. Tatsächlich aber spielen sie nach Noten. Und so kann auch jeder Takt und jede Passage wiederholt werden. Der Dirigent kann also bei Proben sagen: wir steigen bei Takt 32 nochmal ein … und es würde wieder genau so klingen. Das finde ich schon sehr bemerkenswert.

 

 

 

Fazit: A schweres Stickl – wie wir in solchen Fällen zu sagen pflegen und ganz gewiss keine Hintergrundmusik für die nächste Autofahrt … alles in allem aber dennoch ein spannender Abend!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Hans-Georg (Sonntag, 17 November 2019 18:23)

    Unser erstes Konzert in der Elbphilharmonie hörte sich auch nach allem möglichen an, aber kaum nach Musik. Erinnerung an "hurz" wurden wach.