Mit dem heutigen Abend ist's für uns vorbei: Das Jazzfest 2015 in Wien.
Ich bin dieses Jahr zufrieden, wenn auch nicht enthusiasmiert.
Ein absolutes Highlight war (wieder einmal) die von uns so heiß geliebte Melody
Gardot.
Sie brachte im Gepäck ihr neues Album 'Currency of man' mit... und nahm dieses auch gleich zum Anlass, so richtig schöne gesellschaftskritische Töne rauszulassen. Was ist sie wert, die 'Währung
der Menschheit'??
Da war aber keine Sekunde lang der Zeigefinger mahnend in der Höhe (á la Predigern wie Herrn Naidoo)... das ganze kam ganz subtil, cool und sympathisch rüber. A coole Frau, diese Melody - *LOOOVE
HER!*)
'Currency of man' ist alles andere als gefällig... wenn man ihre ersten drei Alben kennt, ist man ein klein wenig verstört. Aber nur im ersten Moment, denn es ist in Zeiten wie diesen schon sehr, sehr gut, an der glitzernden Oberfläche der Welt zu kratzen und Profil zu zeigen.
Ich war einfach nur begeistert: Da steht *wirklich* eine Vollblut-Künstlerin auf der Bühne, die nicht nur mehrere Instrumente spielt, sondern neben einer betörend schönen Stimme auch eine geballte Portion Erotik und Sinnlichkeit auf die Bühne bringt. Ein perfektes Gesamtpaket mit Gãnsehaut-Faktor.
Im ersten Teil des Abends trat die Sängerin 'Malia' aus Malawi auf... derzeit
eine 'heavy rotation' auf superfly mit dem von einer 'Yello'-Hälfte Boris Blank produzierten Album 'Convergence'. Wunderbarer Softjazz-Sound, wie man ihn auch gern mal als Hintergrundmusik
verwenden kann. Gut produziert, 'Yello' steht ja für Schweizer Qualität. ;-)
Jaaaa, sehr nett - aber nicht umwerfend.
War mir so ein bisserl too much Marketingprodukt und hatte den Tick zu wenig Authentizität.
Jazzfest, Teil 2
Am Montag war dann der zweite Abend in der Staatsoper angesagt und die Künstler versprachen ja huldigungsvolles: 'José James', ein junger Sänger aus Harlem / New York und eine Gruppe von Sängern, angeführt von Thomas Quasthoff (genial!!!) und Angelika Kirchschlager, die eine Sinatra-Hommage zum Besten gaben.
José James lieferte geniale Gesangsstücke aus seinem jüngsten Album 'Yesterday I Had the Blues' (Blue Note), ein Tribute-Album an Billy Holliday anlässlich ihres 100sten Geburtstags.
Oh, wow... was war der Mann geil! Die Stimme! Sehr, sehr genialisch...
Wer gegen Ende noch nicht im Bann des jungen Amerikaners war, den überzeugte die Zugabe vollend:
Hier stand José völlig allein auf der Bühne... nur er und sein "Looper" waren da. Das ist ja ein Wunderding - ich kenne es von Hase2´s Auftritten: Da singt man einen Liedteil 'auf Speicher' und
kann dieses Stück immer wiederholend laufen lassen. José machte das mit seinem Gesang: Da wurden drei verschiedene Stimmlagen aufgenommen und so zu einem sensationellen 'Soundteppich' verwoben.
Wahnsinn!
Dann kam ein gospellastiger Blues-Song, bei dem er noch mal so richtig 'Gas' gegeben hat... unglaubliche Stimme, extremes Rhytmusgefühl - ein Vollblutmusiker.
Standing Ovations!
Ich/wir war(en) begeistert.
Danach war das - groß angekündigte - Highlight des Jazzfests dran... 'A Tribute to Sinatra'.
Wir waren vor allem auf Thomas Quasthoff gespannt - und wurden nicht enttäuscht.
Der Mann ist unglaublich, die Stimme berauschend. Und ich glaube, er ist einer der ganz wenigen Opernsänger, der den Spagat zum Jazz geschafft hat.
Leider nicht so ganz: Angelika Kirchschlager.
Eine wunderbare Stimme, keine Frage.
Und eine absolut sympathische Frau.
Doch: dieses Opernvibrato in der Stimme geht so gar nicht mit Sinatra-Songs zusammen, so sorry.
Hat mir persönlich nicht wirklich gefallen... und auch dieser Selbstdarsteller 'Lois Austin' aus Wien... eine kleine Peinlichkeit. Nicht gesanglich, das war belangloser 'Radio Wien'-Sound. Aber diese unneddiche Theatralität, die völlig entbehrlich ist und die man als Sänger wahrhaft nicht nötig hat.
Da spricht das Lied, die Stimme, die Interpretation für sich alleine - Klamauk eher unerwünscht. Es war einfach nur zweitklassig... neben diesem Giganten 'Thomas Quasthoff' hier den Wiener
Kasperl zu spielen. *brr*
Bis auf Thomas Quasthoff und dem (Überraschungshit) 'Allan Harris', der von Tony Bennett als '...besten Sinatra Interpreten der Welt' bezeichnet wurde, war der zweite Teil also eher mau als WOW!.
Wir hatten dennoch einen genialen Abend und ein wunderbares Jazzfest-Wien 2015.
Und dem Heinzi Fischer hat's auch gfallen. *gg*
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